07:45 Uhr: Eine letzte Runde, eine letzte Wahnsinnsfahrt „Projektwoche am BKB“. Für alle Lesenden gilt, ganz Kirmes-like: Nochmal frei sein, nochmal dabei sein. Ab geht’s, geht’s, geht’s.
07:54 Uhr: Die Temperaturen sind „angenehm kühl“, 18 Grad. Nach der Rekordhitze von gestern ein willkommener Wetterumschwung. Kurze Telefonkonferenz mit BKB-Chef-Instagrammerin Lisa Rohde, welche Außentermine alle angefahren werden. Absprache klappt reibungslos, von ihrem Wunsch, ein Huhn auf dem Arm tragen zu wollen, ist allerdings noch keine Rede. Mehr später.
08:20 Uhr: Ortstermin am Salon5. In den Räumen der Jugendredaktion des Recherchenetzwerks „correctiv.org“ wird eine Live-Sendung für das Webradio vorbereitet. Themenfindung, Sendungsplanung, Beitragserstellung – alles wie bei Profis. Mit dabei ist die BKB-Radio-Koryphäe Udo Wegmann, da kann nichts schiefgehen.
08:45 Uhr Ankunft am Jugendzentrum OT Eigen. Gesellschaftsspiele oder, wie auf der Tür steht, Board-Games stehen auf dem Programm. Mario „Monopoly“ Papierok spielt komischerweise Trivial Pursuit. Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht. Die Fragen sind schwer, teils zu schwer, aber kein Wunder, es ist ja auch nicht die Kinderversion. Nebenan zockt Stephanie Watenphul „Wizard“, in der Ecke wird Schach und am Tisch Billard gespielt. Wo hier der Unterschied zum normalen Unterricht sein soll, wird auf den ersten Blick nicht ersichtlich…
09:20 Uhr: Wenn bereits beim vierten Wurf die Anzeige der Kegelbahn blinkt und klingelt, dann gibt es zwei Optionen. Erstens: Das Ding ist kaputt. Zweitens: Ein Profi ist am Werk. Letzteres stimmt, denn Fast-immer-noch-Profikegler Markus Heimann bringt den fälschlicherweise als Kneipending titulierten Sport den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern nahe. Gut Holz!
09:45 Uhr: Das BKB-Bräu ist in der Produktion. Experte Markus Loeven und Kollege Bernd Böhm stellen mit Schülerinnen und Schülern echtes Bier her. Rohstoffe vorbereiten, Brauanlage programmieren, Sud herstellen. Alles wie in einer echten Brauerei, nur kleiner. Aber wahrscheinlich schmackhafter und aromatischer. Auch hier produziert der BKB-Merch-Shop schon erste Etiketten für den Vertrieb.
10:24 Uhr: Grüße aus dem Centro, welches auf Nachhaltigkeit untersucht wird. Bewaffnet mit Fragebögen wird das größte Einkaufsparadies im Ruhrgebiet näher unter die Lupe genommen. Ob die Workshop-Teilnehmenden im Anschluss mit dem Quartett Thelen, Haltermann, Weinhardt, te Heesen auch ein wenig Shoppen durften, unterliegt der Geheimhaltung. Wenn, dann allerdings nur nachhaltig produzierte Ware. Oder Fair-Trade-Artikel. Ist ja klar.
10:29 Uhr: Ausflug ins E-Gebäude. Hinter dicken Vorhängen und in Arbeitskleidung erklärt Technik-Lehrer Werner Fallböhmer die heiße Kunst des Schweißens. Die grelle Schweißflamme zieht auch Kollege Dirk Koch an, der gleich den Tipp gibt, eine Etage höher zu gehen. Da wäre es auch spannend.
10:30 Uhr: Dem Tipp folgend steht der Schreiberling dieser Tagesberichte mitten in der professionellen Badplanung. Wer immer schon sein Traumbad planen wollte, kann dies hier mithilfe des neuesten, herstellerunabhängigen PC-Programms machen. Wie viele Traumbäder auch wirklich in die Realität umgesetzt werden können, kann natürlich noch nicht beantwortet werden. Genauso wenig im Übrigen, ob, sofern eine Loriot’sche Badewanne vorhanden ist, die Ente ins Wasser darf…
10:57 Uhr: Fotogruß der Kollegin Lisa Rohde. Sie hat ein Huhn auf dem Arm und sieht höchstglücklich aus. Wenn man ihr jetzt noch sagt, dass in oder auf ihrem Flur ein Pferd steht, dann ist die höchste Eskalationsstufe erreicht. Grund für das Federtier auf ihrer Handfläche ist eine Führung über Freiland-Hühnerhaltung auf dem Liesenfeldhof in Bottrop. Auch hier ist eindrucksvoll zu sehen, wie nachhaltige und tierfreundliche Landwirtschaft funktionieren kann.
11:18 Uhr: Mettigel dürften die meisten Leserinnen und Leser kennen, Buchigel vermutlich nicht. Oder Buchmäuse. Oder andere Dekoelemente aus Büchern oder Buchseiten. Im Rahmen der BKB-Projektwoche kann man diese Wissenslücke schließen, denn die Kolleginnen Schneider und Buschfort bringen die Kunst des Orimoto, die Kunst, Bücher zu falten, den Workshopperinenn und Workshoppern näher. Kleine Kunstwerke entstehen aus alten Büchern. Kia ga kurutta. Ist übrigens japanisch. Ins Deutsche übersetzt: Toll, im Sinne von verrückt.
11:25 Uhr: Im Raum B109 stehen die selbst gekochten spanischen Tapas bereits auf dem Tisch, welcher in eine leichte, aber dennoch schmackhafte, da geruchstechnisch nicht unangenehme Knoblauchwolke gehüllt ist. Datteln im Speckmantel, Gazpacho, dazu Sangria – lecker. Für den anderen, süßlicheren Geschmack fährt auf dem Schulhof auch wieder der Eiswagen vor. Zum letzten Mal in diesem Schuljahr. Bei den Umsätzen der letzten Tage ist er nach den Sommerferien vielleicht täglich da.
11:43 Uhr: Eine Runde Grüße von externen Workshops trudelt ein. Wandern am Rotbach, Radtour zum Gasometer, Rasen gucken im schicksten Zweitliga-Stadion Deutschlands oder auch aus Düsseldorfs „Little Tokyo“. Claudia Bergmann und Margit Heft besuchen dort die größte japanische Community Deutschlands und untersuchen die fernöstliche Mischung aus exotischer Kulinarik und interessanten Produkten. Inwiefern die Teilnehmenden danach als Anime-Charaktere ans BKB zurückkehren oder sich die Kolleginnen nur mit Pokémon-Namen anreden, wird sich zeigen.
12:08 Uhr: Gaming am BKB. Dieser Workshop soll laut Plan im B104 stattfinden, ist aber in A212. Ist ja auch logisch, muss man mehr Treppen steigen. Genial von Dennis Homann, den höher gelegenen Raum zu wählen. Alles egal, wenn man sich die getunten PCs der Teilnehmer anschaut. Dagegen verblassen manche Autos. Vor großen Monitoren wird gezockt. Die Freude ist groß: Endlich spielen in der Schule. Ohne Ermahnung, Strafe oder sonstige Konsequenzen.
12:26 Uhr: Befragt man die BKB-Lehrerschaft, welches das unbeliebteste Getränk ist, so steht der „Durstlöscher“ zumeist recht weit oben. Eventuell sammelt er aber in Zukunft mehr Sympathiepunkte, wenn bekannt wird, welch wunderbar bunte Kunstwerke aus den leeren Packungen gemacht werden. Ein krönender Abschluss des Workshops „Kunst aus Müll“.
12:38 Uhr: „Conny macht jetzt Seife.“ Hört sich wie die brandaktuelle Ausgabe der „Conny“-Kinderbuchreihe an. Ist es aber nicht, denn Conny Twachtmann schaut in ihrem Workshop kritisch auf Nicht-Nachhaltiges im Badezimmer und stellt als Konsequenz eigene Seife her. Dekorativ und schön.
12:53 Uhr: Industriekultur trifft Natur. Hinter diesem Tourismusslogan verbirgt sich eine Wanderung mitten durch den Strukturwandel im Ruhrgebiet. Bettina Dehnert, Stefanie Sauerbrey und Robin Lechtenberg gehen von der Grafenmühle aus zu alten Industrie- und Zechenanlagen, die sich die Natur zurückerobert hat. Heimatkunde draußen, top.
13:11 Uhr: (Fast oder Bald vielleicht) Schachgroßmeister Tobias Bury stellt sich der Herausforderung. Er spielt gegen 16 Schülerinnen und Schüler gleichzeitig. Wahrscheinlich wird er gewinnen. Vielleicht auch nicht. All das wird in der nächsten Folge „Schachtenzeichen XY… ungelöst“ geklärt.
13:25 Uhr: So langsam aber sicher neigt sich die Projektwoche dem Ende zu. Die Räume leeren sich, die auswärtigen Touren haben Feierabend, der Eismann ist lange weg (leider). Alltag kehrt wieder ein. Schade. Der Ausbruch aus dem alltäglichen Unterricht hat, trotz der Hitze, allen Spaß gemacht, Horizonte erweitert oder neue Erkenntnisse geboten. Klassen- und bildungsübergreifende Freundschaften sind entstanden. Ein Dank an alle, die Workshops angeboten haben, und das Team Nachhaltigkeit, das alles lange, lange geplant hat.
14:23 Uhr: Nachtrag. An alle, die hier oder in den beiden vorherigen Tagesberichten keine Erwähnung gefunden haben: Die nächste Projektwoche kommt bestimmt. Spätestens in zwei Jahren. Definitiv. Versprochen. Bis dahin. Glück Auf!