Der 09.11.1938 gilt sicherlich symbolisch als der Tag, an dem die Verbrechen an jüdischen Bürgern des damaligen Deutschlands erstmalig offen, brutal und schonungslos sichtbar wurden. Dass gerade im Lichthof des Berufskollegs die Jagd auf jüdische Menschen in Bottrop begann, veranlasste das Team „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ am BKB sich dafür einzusetzen, dass gerade am damaligen Ort des Geschehens den Opfern gedacht werden muss. Als Folge intensiver eigener Recherchen sowie der Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv, dem Historiker Manfred Lück sowie dem Jüdischen Museum Dorsten konnte in einer emotional mitnehmenden Veranstaltung eine Gedenktafel, die mitten im Lichthof jeden Tag zur Erinnerung mahnt, eingeweiht werden. Oberbürgermeister Bernd Tischler sowie die Eheleute Grasedieck, die dankenswerterweise die Finanzierung der Gedenktafel übernahmen, waren ebenfalls anwesend, als Lehrer*innen und Schüler*innen des BKB gemeinsam dem Pogrom vor 85 Jahren gedachten.
„Nie wieder! Und nie wieder ist jetzt!“ So endete das Grußwort der krankheitsbedingt abwesenden Vorsitzenden der jüdischen Kulturgemeinde, Judith Neuwald-Tasbach, die eindringlich darauf hinwies, dass, in Anbetracht der aktuellen politischen Situation in Nahost, deren Auswirkungen auch in Deutschland spürbar sind, Rechtextremismus und Antisemitismus entschieden entgegengewirkt werden müsse. Ähnlich äußerte sich auch Bernd Tischler in seiner Rede: „Frieden für alle muss immer das Ziel sein, auch in schwierigen, herausfordernden Zeiten.“ Weiterhin hob Tischler hervor, wie wichtig die gelebte Erinnerungskultur am Berufskolleg sei: „Dass die Initiative für diese Gedenktafel aus dem Kollegium des BKB kam, ist vorbildlich für pädagogische Erinnerungskultur.“
Eindringlich schilderte zudem Manfred Lück, welche Einzelschicksale Bottroperinnen und Bottroper erleben mussten: „Nahezu die gesamte jüdische Bevölkerung wurde in Schutzhaft genommen, teilweise sogar an den Haaren über die Straße geschleift.“ Seine Vorgängerin, die aktuelle Leiterin des Stadtarchivs, Heike Biskup, hatte gemeinsam mit den Kolleg*innen des BKB, allen voran den Initiatoren Klaus Lohmann und Steffen Vinnemeier, die Veranstaltung geplant und durchgeführt. Musikalisch untermalt durch jüdische Musik der Band „Jankele“ stand am Ende eine feierliche Gedenkstunde, die respektvoll der Opfer gedachte und den Blick auf Gegenwart und Zukunft schärfte. Steffen Vinnemeier vom Team „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ hielt weiterhin fest: „Erinnerung ist in diesen Zeiten wichtiger denn je. Gerade die junge Generation, die zeitlich immer weiter weg von den damaligen Schandtaten ist, wollen und müssen wir sensibilisieren, aktiv gegen Antisemitismus und Rassismus jeglicher Art vorzugehen.“ Passend dazu ist aktuell für mehrere Wochen die Ausstellung „Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen“ der Friedrich-Ebert-Stiftung, deren interaktive Inhalte über Herkunft, Geschichte und Ausprägungen demokratiefeindlichen Verhaltens von vielen Klassen des BKB erarbeitet werden.
Zusatzinformation:
Auf dem YouTube-Kanal des BKB (https://www.youtube.com/user/BerufskollegBottrop) kann zudem seit kurzem ein Video über die vielfältigen Erinnerungsaktionen am BKB anlässlich des Holocaust-Gedenktages (27.01.) angesehen werden – ein weiteres Beispiel für aktive Bildung für Zivilcourage, gegen Hass und Ausgrenzung.